Milena Oda
Im Staat Iowa unter Tschechen und Deutschen
Es gibt zwei Filme, die den Staat Iowa bekannt machten: „Irgendwo in Iowa“ mit den berühmten Schauspielern Di Caprio und Johny Depp in den Hauptrollen und „Cedar Rapids“. Sie ist auch eine größere Stadt, die für die Tschechen besonders interessant ist. Hier befindet sich nämlich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das berühmte “Czech Village”. Als ich davon hörte, habe ich mir ein ganzes Dorf vorgestellt, aber im Grunde sind es nur ein paar Häuser und eine große Straße, an der die tschechisch-amerikanischen Läden stehen. Wunderschön sind zwei Läden "Děda and Babi's Antiques", wo ich einiges aus Nostalgie meinen Freunden in den USA kaufe und die Pekárna – Bakery Sýkora (http://www.sykorabakery.com/).
Und da in mir auch die deutsche Kultur tickt, kann ich, die in Iowa besonderes religiös geprägten, deutschstämmigen Amischen – nicht ignorieren. Wie bekannt zog es Mitte des 19. Jahrhunderts viele Einwanderer aus aller Welt nach Amerika. Verlockend war auch dieses Agrarland Iowa. Die Deutschen ließen sich im Jahre 1850 in Amana Colonies, sieben Dörfern, unweit von Iowa City nieder. Eine der Gruppen nannte sich Inspirationisten. Sie glaubten an „Werkzeuge“ – so steht es auch im Englischen. Sie benutzten moderne Technologie. Ganz stolz ist Amana heutzutage auf deren moderne Erfindung: die Mikrowelle. – Jetzt verstehe ich warum uns in jedem Hotelzimmer in Iowa City eine Mikrowelle anstelle einer Küche zum Kochen zur Verfügung stand. Die Devise einer Mikrowelle ist doch: Kochen ohne Ofen. - Das Gegenteil von den Inspirationisten sind die Amischen, in Englisch: the Amish oder Amish People und Mennonites. Der Begriff „Amish“, „Amische“ entwickelte sich aus dem Namen: Jakob Amman dem Ältesten, der Gemeindeleiter einer Mennonitengemeinde in der Schweiz war und sich 1693 mit Gleichgesinnten vom Hauptzweig der Mennoniten abgrenzte.
Die Amischen glauben an „Ordnung“ und sehr stark an die Bibel. Ich habe zwei Brüder, in der Amish-Kolonie genannt “Kalona”, angesprochen und zwar auf Deutsch. Sie waren sehr überrascht, aber sie haben mir gleich zurückgeantwortet: auf “Schwizerdytsch”. Auch seltsam, inmitten der USA sprechen sie „Deutsch“ und leben wie im Mittelalter. Ihr Leben führen sie bis heute streng ohne Elektrizität. Sie benutzen Diesel anstatt Strom, haben keine Autos, kein Telefon und kein Internet. Der Blick auf den schwarzen Pferdewagen, den die Amischen anstatt Autos fahren, ist bezaubernd romantisch. Click, click man fotografiert! Ein anderer Planet innerhalb von 10 Minuten. Es ist ihnen verboten, ihr Gesicht zu zeigen und fotografiert zu werden. In ihrem Pferdewagen sind sie auch ganz gut versteckt, eine Kutsche mit Dach und nur kleinen Fenstern. Meine Neugier wurde durch das interessante Gespräch mit den beiden Brüdern gestillt. Es war eine Kombination aus Englisch und „Deutsch“ gesprochen. Über ihre strenge Lebensweise muss man sich sehr wundern, aber sie scheinen glücklich zu sein, sie kennen nicht die Grenzenlosigkeit, die wir kennen. Sie leben nicht weit weg von der Zivilisation, sondern nur ein paar Meilen von den Fastfoodketten und „Big Supermarkets“ entfernt, trotzdem interessiert sie unsere Lebensweise nicht. Männer und Frauen tragen ein traditionelles Trachtenkleid und dazu auch eine traditionelle Frisur. Alle sprechen unter sich das andere “Deutsch”. Amish People sind in ganz USA verbreitet, vorallem in Pennsylvanien. Mein Besuch bei den Brüdern im Garten und das stündige Gespräch hat mich sehr bereichert. http://www.kalonaiowa.org/
Iowa scheint ein Paradies für die deutschen und tschechischen Landsleute zu sein.In Iowa City besuchte ich einen Friedhof, den mir der angesiedelte deutsche Künstler Hans Breder gezeigt hat. Er wusste, wie überrascht ich war, er lernte mich gut kennen. Grabsteine mit deutschen und tschechischen Inschriften stehen hier nebeneinander wie die Nachbarländer in Europa. Hier scheinen mir die deutsch-tschechischen Verhältnisse eindeutig nicht so aufgewühlt, missverstanden zu sein. Hier liegen alle friedlich zusammen, in keinem Streit, sonst würden sie nicht so beisammen liegen. Wer möchte schon neben seinem Feind begraben werden! Selbst Antonín Dvořák musste, wie ich, überrascht gewesen sein - auch er war hier!!
Er fand in Iowa seine Schaffensruhe und komponierte hier seine 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“. So wie ich über die alte und neue Welt berichte.

Dieser Text ist in der "Landeszeitung. Zeitung für Deutsch in Böhmen, Mähren und Schlesien" stark gekürzt April 2012 erschienen.




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